Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft nimmt Arbeit auf
Bild: ©ZEHN
Das „Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen“ – kurz ZEHN – hat am 1. Oktober seine Arbeit aufgenommen. Sitz des neuen Landeszentrums ist die Zentrale der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in Oldenburg, wo Ernährungsministerin Barbara Otte-Kinast das neu formierte Team begrüßte. „Ich bin froh, dass wir dieses zentrale Projekt der Landesregierung nun an den Start bringen und damit einen wichtigen Punkt der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD umsetzen“, sagte Otte-Kinast vor Pressevertretern.
Das ZEHN werde zunächst für fünf Jahre installiert. Zu seinen zentralen Aufgaben gehöre es, Ernährungswissen und hauswirtschaftliche Alltagskompetenzen zu vermitteln sowie die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln zu steigern. „Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in
den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert“, stellte die Ministerin fest. Fehlendes Wissen über Kochen und Ernährung führten oft zu unausgewogenen Mahlzeiten. Gesundheitliche Probleme und Übergewicht seien die Folgen. „Mit dem ZEHN wollen wir die vielen guten Aktivitäten rund um eine gesunde und ressourcenschonende Ernährung bei uns im Land bündeln und koordinieren“, erklärte die Ministerin.
Zudem solle von dort das Image der Hauswirtschaft und die Attraktivität dieses Berufsfeldes verbessert werden. So aufgestellt, werde das ZEHN künftig „die zentrale Anlaufstelle für jegliche Themen rund um Ernährung und Hauswirtschaft sein“.
„Bei der Umsetzung dieser Ziele ist die Landwirtschaftskammer der richtige Partner für das ZEHN“, ergänzte Otte-Kinast. Deshalb habe eine interministerielle Projektgruppe, die das ZEHN-Konzept entwickelt hat, entschieden, das Landeszentrum in Oldenburg bei der Kammer organisatorisch anzubinden. Das sei eine gute und richtige Entscheidung, meinte dazu der Hausherr, Kammerpräsident Gerhard Schwetje: „Unsere fachliche Kompetenz, Erfahrung und Vernetzung in den Bereichen Ernährung und Hauswirtschaft sind beste Voraussetzungen für eine optimale Kooperation.“ Zudem könne durch die elf Bezirks- und 14 Außenstellen der Kammer die Präsenz in allen Regionen des Flächenlandes Niedersachsen sichergestellt werden. Viel Raum für partnerschaftliches Miteinander sieht Schwetje bei der Bewältigung künftiger Herausforderungen. „Wenn wir uns im Bereich Schulungen mit Webinaren und E-Learning beschäftigen oder fachlich neue Themen wie Superfood erarbeiten, können wir unsere Kompetenzen bündeln“, sagte der Kammerpräsident. Mit vereinten Kräften und gemeinsam mit weiteren Akteuren im Themenfeld Ernährung und Hauswirtschaft könne man „ein gesellschaftlich wichtiges Thema weit nach vorne bringen“.
Die künftige Leiterin des ZEHN, Rike Bullwinkel, will die Ernährungsstrategie für Niedersachen im Verbund mit vielen Partnern erarbeiten. Dabei stehen der 31-jährigen Oecotrophologin fünf Personen, vier weitere Oecotrophologinnen und eine Verwaltungskraft, zur Seite. „Gemeinsam werden wir einen gut abgestimmten Plan entwickeln, der das Ziel verfolgt, die Themen Ernährung und Hauswirtschaft breiten Bevölkerungsschichten näherzubringen“, sagte Bullwinkel. Wenn dadurch die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln steige, nehme auch die zu Recht kritisierte Verschwendung dieser Produkte ab. Eine Imagekampagne für die Hauswirtschaft bezeichnete sie als „einen wichtigen Schritt zu mehr
gesellschaftlicher Akzeptanz“. Dabei gehe es nicht nur darum, den Beruf wieder attraktiver zu machen, sondern auch um eine größere Wertschätzung von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten im privaten Bereich. „Hauswirtschaft ist viel mehr als Kochen und Putzen!“, so Bullwinkel. Es gehe auch um Vorratshaltung, die Planung bedarfsgerechter Mahlzeiten, und ganz besonders um das Führen eines Haushaltes mit vorgegebenem Budget. Selbst Umweltaspekte spielten zum Beispiel beim Waschen und Reinigen eine Rolle.
Zum Hintergrund:
Mit dem Beschluss, ein Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen einzurichten, erfüllt die Landesregierung ein Vorhaben aus der Koalitionsvereinbarung. Das Zentrum wird zunächst für fünf Jahre installiert. Hierfür stehen Haushaltsmittel in Höhe von rund 3,66 Mio. Euro
bereit. Als Projektträger wurde die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen benannt. Der Standort des ZEHN ist Oldenburg. Die Fachaufsicht obliegt dem Landwirtschaftsministerium (ML), die sie über den Kammerdirektor ausübt. Das Landwirtschaftsministerium hat in einer interministeriellen Projektgruppe mit dem Sozialministerium (MS), dem Kultusministerium (MK) und dem Ministerium für Wissenschaft und
Kultur (MWK) seit November 2018 das Konzept erarbeitet. Zur Begleitung des Zentrums wird eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die mit Vertretern des MS, des MK, des MWK und der LWK unter Vorsitz des ML besetzt wird. Außerdem wird zur inhaltlichen Unterstützung des ZEHN ein Fachbeirat eingerichtet, in dem landesweit tätige staatliche und nichtstaatliche Akteure ihre Expertise einbringen. Der Beirat soll eine beratende Funktion bei der fortlaufenden Definition der Ziele und inhaltlichen Schwerpunkte des ZEHN innehaben.